Future Mobility Summit 2022 – ein Feuerwerk der Ideen

09.09.2022  — 

Welche Zutaten braucht es, um möglichst viele Konzepte für die Mobilität der Zukunft in kürzester Zeit aufzunehmen? Das Rezept des Future Mobility Summits (FMS) klingt einfach: Man nehme hochkarätige Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und versammle sie auf engstem Raum. Einem Raum, in dem der Forschergeist idealerweise aus jeder Mauerfuge quillt – in diesem Fall die TU Berlin. Klar ist jedoch, so einfach wie diese Anleitung, wird die Bewältigung der kommenden Herausforderungen leider nicht.

FMS
(v.l.n.r.) Gabriel Grabner, Geschäftsführer des Tagesspiegels, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Volker Wissing (FDP) und IAV CEO Matthias Kratzsch (Foto: Lena Ganßmann).

Bereits zum zwölften Mal lud der Berliner Tagesspiegel zum FMS. IAV beteiligte sich in diesem Jahr als Partner an dem Hybridevent, das in den Räumlichkeiten der TU Berlin abgehalten wurde.
Ein passendes Setting, wie Tagesspiegel Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff bereits in seiner Begrüßung unterstrich. Zum einen verbindet IAV als Ausgründung der TU Berlin viel mit diesem Ort, außerdem fand im gleichen Gebäude 1978 der bekannte Tunix-Kongress statt. Nichts tun stand allerdings nicht auf der Agenda des FMS, dafür war das Programm viel zu voll.

Gegenwart oft mehr im Fokus als Zukunft

Obwohl der FMS das Wort Zukunft schon im Namen trägt, wurde in diesem Jahr auch viel zurückgeschaut. Das Thema 9-Euro-Ticket dominierte den Summit, sein frühes Ableben nach nur drei Monaten wurde von den verschiedensten Panelteilnehmer:innen betrauert, das Konzept gelobt. Das Auslaufen des Tankrabatts geriet dabei fast zum Nebenthema.
Als eine der ersten hob Bettina Jarasch, Berliner Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz das Thema aufs Tableau. „Das 9-Euro-Ticket hat uns gezeigt, dass ein für alle bezahlbares Nahverkehrsangebot eine wichtige Säule für nachhaltige Mobilität ist“, so die Grünenpolitikerin. Ein Leben ohne privaten Pkw sei gerade in den Städten keine Wunschvorstellung, sondern nackte Vernunft.
Civey-Gründerin Janina Mütze präsentierte dem Plenum harte Fakten, das Ticket habe viele Menschen dazu bewegt mehr oder überhaupt mit dem ÖPNV ans Ziel zu kommen. Dafür sei jedoch nicht nur der niedrige Preis, sondern auch die Einfachheit des Tickets verantwortlich. „Mit dem Ticket konnten die Reisenden unser komplexes und zum Teil irritierendes Tarifsystem in Deutschland umgehen“, hob die Digitalisierungschefin der Deutschen Bahn, Dr. Daniela Gerd tom Markotten, hervor.
In die gleiche Kerbe schlug auch Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Pro Jahr verschlinge allein das Ticketing in Deutschland zwei Milliarden Euro. „Hier müssen wir dringend einfachere und effizientere Systeme etablieren, um die zwei Milliarden Euro an anderer Stelle gewinnbringend investieren zu können“, sagte Wissing, der sich ein Nachfolgemodell des Tickets bereits ab Januar 2023 vorstellen kann. Was am Ende auf dem Preisschild steht, ist noch ungewiss.

2
Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke (SPD) und die Berliner Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Bettina Jarasch (Bündnis 90/Die Grünen) bei der Eröffnung des FMS. (Foto: Steffen Junghanß).

Nachholbedarfe wohin man schaut

Doch natürlich gab es auch noch Themen neben dem 9-Euro-Ticket, die Herausforderungen gehen den Mobilitätsentscheider:innen, wie sie vom Tagesspiegel genannt wurden, nicht aus. Wie findet Deutschland seinen Weg aus der Energiekrise, welche Rolle können eFuels künftig spielen, wie lässt sich eine moderne Ladeinfrastruktur etablieren, produzieren wir Wasserstoff selbst oder sind die Bedarfe langfristig nur durch Importe zu lösen, wie gelingt die Digitalisierung der Schiene, welche Aufgaben müssen bei der Städteplanung angegangen werden – die in Panels, Impulsvorträgen und Mobility-Classes diskutierte Hausaufgabenliste ist lang.

IAV präsentiert Lösungen für heute und morgen

Für einige dieser Hausaufgaben hatte IAV aber schon den passenden Lösungszettel in der Tasche, beziehungsweise auf dem Vorplatz der TU Berlin geparkt. Der „Elcty“ ein rüstiger Doppeldeckerbus, den IAV vom Diesel zum umweltfreundlichen Stromer umgerüstet hat, gehörte zu den Blickfängen des Events. Auch das autonome IAV-Shuttle „HEAT“ (Hamburg Electric Autonomous Transportation) stand auf dem Unigelände und bot den Summit-Gästen Zukunftstechnologie zum Anfassen.

FMS
Der „Elcty“ Bus stand direkt auf dem Vorplatz der Event-Location.

IAV CEO Matthias Kratzsch und weitere Kollegen nahmen aktiv an zahlreichen Paneldiskussionen teil, in denen sie unter anderem über das Potenzial des autonomen Fahrens, innovativer Software-Lösungen und eFuels diskutierten.
Das Highlight des Summits war jedoch die Pitch-Session am Ende des zweiten Veranstaltungstages. Hier ging es nicht mehr nur um Herausforderungen oder alte Probleme. Stattdessen schauten Start-ups nach vorn, machten dem Plenum Mut und begeisterten mit ihren smarten Geschäftsmodellen.
Unter den 18 Pitches, die jeweils drei Minuten Zeit bekamen, um ihre Konzepte zu präsentieren, befanden sich auch der „Elcty“, sowie das Projekt „Wondervision“ von IAV. Bei letzterem handelt es sich um ein System, das es Menschen mit Sehbeeinträchtigung leichter machen soll, sich an belebten Orten, wie etwa Bahnhöfen, U-Bahn-Stationen oder Flughäfen zu orientieren. Das Smartphone erkennt Schilder, die den Weg zum richtigen Gleis weisen und navigiert die Person über Audiohinweise zuverlässig und sicher ans Ziel.
Am Ende erreichte das Team um „Wondervision“ im eng umkämpften Zuschauer Voting einen hervorragenden zweiten Platz. Mit nur einem Punkt Vorsprung setzte sich das Start-up „Horyzon“ der TU München durch, das mit Lebensrettungsdrohnen, die mit Defibrillatoren ausgestatteten sind, Menschenleben retten will, gegen die Konkurrenz durch.

FMS
IAV CEO Matthias Kratzsch (links) und der Chef der Hamburger Hochbahn diskutierten auf dem Summit die Potenziale des autonomen Fahrens.

Fazit: Die Lage ist nicht hoffnungslos, sondern spannend

Was bleibt nach zwei vollen und interessanten Tagen auf dem FMS ist die Erkenntnis, dass die Herausforderungen im Mobilitätsbereich zwar vielfältig und eklatant, jedoch nicht unlösbar sind. Die technologischen Innovationsansätze und strategischen Überlegungen von Politik und Wirtschaft machen Mut. Dr. Alexander Joos, Senior Vice President Digital Solutions Powertrain bei IAV brachte es in dem Panel zu Nachhaltigkeit und Resilienz in der Forschung kurz vor Ende des FMS auf den Punkt: „Die aktuellen Krisen, wie Corona, die Energie- und Finanzkrise haben dafür gesorgt, dass viele Firmen und Institutionen ihre Komfortzonen verlassen haben. Durch diesen Druck entstehen neue Lösungen oft schneller, Sachen werden einfach mal gemacht, anstatt ewig über mögliche Herangehensweisen zu grübeln.“

Nach dem FMS wäre es wünschenswert, wenn genau das einsetzen würde. Ein Feuerwerk an Ideen und Strategien wurde präsentiert und diskutiert. Nun ist es an der Zeit sie Realität werden zu lassen.