HEAT is back: Autonomer Bus fährt wieder

19.06.2020  — 

Berlin. Der Autonome Kleinbus startet in die nächste Testphase, bei der die Vernetzung mit der Leitstelle und die Streckeninfrastruktur im Fokus stehen. Für den Spätsommer sind Fahrten mit Fahrgästen geplant.

Der autonome HEAT Shuttle beim Ladevorgang in Hamburg.
Bildrechte: Hochbahn AG

Ab nächster Woche ist er wieder in der HafenCity unterwegs – der autonome Minibus des Forschungs- und Entwicklungsprojektes HEAT (Hamburg Autonomous Electric Transport) startet in die nächste Testphase. Den ganzen Sommer wird der 5 Meter lange emissionsfreie E-Bus dann wieder seine Runden auf der Teststrecke drehen, diesmal mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h. Im kommenden Jahr soll er einer der Vorzeigeprojekte im Rahmen des ITS-Weltkongresses sein.

Matthias Kratzsch, Geschäftsführer Technik von IAV: „Wir freuen uns, das überarbeitete und verbesserte Shuttle endlich wieder in der HafenCity testen zu können. In den vergangenen Monaten haben wir die Daten der ersten Testphase analysiert, die Hard- und Software an entscheidenden Stellen verbessert und das Shuttle so auf die nächste Erprobung vorbereitet. Wir sind zuversichtlich, dass das Shuttle die im Vergleich zum Vorjahr deutlich längere Strecke selbstständig und im Fluss mit den weiteren Verkehrsteilnehmern meistern wird und wir einen deutlichen technologischen Fortschritt bei der Entwicklung des Autonomen Fahrens erzielen werden.“

Der Schwerpunkt der Testfahrten liegt in der aktuellen Testphase auf dem Zusammenspiel zwischen Fahrzeug und Infrastruktur. Das Shuttle erhält seinen Streckenplan inklusive der zu bedienenden Haltestellen künftig von der Leitstelle, die straßenseitige Infrastruktur liefert zusätzliche Daten über das Geschehen auf der Straße. So meldet die Infrastruktur an der Strecke dem Shuttle unter anderem Informationen zu Fahrzeugen, Radfahrern oder Passanten, die sich außerhalb des Sichtfeldes seiner Sensoren und Kameras befinden. Dies ist beispielsweise dann besonders relevant, wenn Objekte sich in einer nicht einsehbaren Kreuzung befinden oder von einem größeren Fahrzeug verdeckt werden. Außerdem ermöglicht diese Kommunikation das Passieren von Ampelanlagen ohne eine Aktion des Fahrzeugbegleiters.

Markus Schlitt, Leitung der Geschäftseinheit Intelligent Traffic Systems für die Siemens Mobility: „Mit der Rückkehr des Shuttle tritt das Projekt in die wohl spannendste Phase ein. Nach Abschluss der Systemtests in einigen Monaten kann das Gesamtsystem aus Fahrzeug, Infrastruktur und Leitstelle seine Leistungsfähigkeit im realen Straßenverkehr demonstrieren und erstmals auch Passagiere befördern.“

Die Maximalgeschwindigkeit des autonomen Shuttle liegt nun bei 25 km/h. Das Fahrzeug wird somit bis zu 10 km/h schneller als 2019 unterwegs sein. Es wird sich damit optimal in die Durchschnittsgeschwindigkeit des allgemeinen Verkehrsflusses auf der Teststrecke in der HafenCity ein.

Auf dem 800 Meter langen Abschnitt der Teststrecke operiert das Shuttle auf Basis von drei Informationsquellen: die eigene Umfeldwahrnehmung, Informationen von der durch SIEMENS bereitgestellten Streckeninfrastruktur und durch Hamburg Verkehrsanlagen (HHVA) integriert bereitgestellten neuartigen Streckeninfrastruktur sowie einer von der Freien und Hansestadt Hamburg zur Verfügung gestellten und auf wenige Zentimeter genaue Karte über die aktuelle Strecke.

„Wir freuen uns, als Teil dieses interdisziplinären Teams die sehr innovative und wegweisende Technologie im Forschungs- und Entwicklungsprojekt HEAT mit voranbringen zu können“, erklärt Volker Rech, technischer Geschäftsführer HHVA.

Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender HOCHBAHN: Wir machen mit dem Projekt eine neue Mobilität erlebbar und ab Spätsommer, wenn die ersten Fahrgäste mitfahren können, auch erfahrbar. Ich bin mir sicher, dass das die Hamburgerinnen und Hamburger und 2021 beim ITS-Weltkongress auch die Fachwelt begeistern wird.“

Im Fahrbetrieb werden diese drei Informationen übereinandergelegt, um die Position des Fahrzeugs sowie Abweichungen von der optimalen Position genau zu bestimmen.

In Vorbereitung auf den geplanten Fahrgastbetrieb ist der autonom fahrende Shuttlebus bereits mit einem Fahrgastinformationssystem ausgestattet. Auf zwei Monitoren im Fahrzeug können später die nächsten Haltestellen mit Soll- und Ist-Ankunftszeiten sowie Informationen zum Streckenverlauf angezeigt werden.

Mit der aktuellen Testphase werden die Grundlagen für den nächsten großen Meilenstein gelegt. Ab Spätsommer 2020 sollen auch erstmals Fahrgäste mitfahren können. Ein Fahrzeugbegleiter wird dann weiterhin an Bord sein.

Eine der größten Herausforderungen im Forschungsprojekt bleiben die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Fahren ohne Fahrzeugbegleiter gemäß SAE Level 4. Autonomes Fahren wird vom geltenden Rechtsrahmen derzeit noch nicht erfasst. Entsprechend umfassend gestalten sich die Prozesse rund um die Genehmigungsverfahren, die maßgeblich von den regulatorischen Vorgaben abhängen.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter www.hochbahn.de/heat.

Projektpartner

Hamburger Hochbahn AG
Die 1911 gegründete HOCHBAHN befördert mit ihrem eigenen Fahrzeugpark aus mehr als
250 U-Bahnen und 1.000 Bussen über 1,2 Millionen Fahrgäste täglich. Dabei bedient die HOCHBAHN als einer von 34 Partnern im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) über
1.400 Haltestellen und ist das größte Verkehrsunternehmen im HVV-Einsatzgebiet. Rund
6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bei der HOCHBAHN rund um die Uhr für einen attraktiven öffentlichen Personennahverkehr und bequeme, zukunftsorientierte Mobilität in Hamburg.

Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation
Die BWVI ist eine von elf Fachbehörden der Freien und Hansestadt Hamburg und zuständig für die Wirtschafts- und Verkehrspolitik sowie die Innovationsförderung. Zur Umsetzung des HEAT-Projektes greift die BWVI auf die Kompetenz der Behörde für Inneres und Sport, der Verkehrsdirektion der Polizei, des Landesbetriebs Verkehr (LBV), des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) sowie des städtischen Unternehmens Hamburg Verkehrsanlagen (HHVA) zurück. Innerhalb des Projektes ist der LSBG für die Verkehrsplanung zuständig, die HHVA realisiert und betreibt die straßenseitige Infrastruktur.

IAV
IAV ist mit mehr als 8000 Mitarbeitern einer der weltweit führenden Engineering-Partner der Automobilindustrie. Das Unternehmen entwickelt seit über 35 Jahren innovative Konzepte und Technologien für zukünftige Fahrzeuge und setzte 2019 mehr als 1 Milliarde Euro um. Zu den Kunden zählen weltweit alle namhaften Automobilhersteller und Zulieferer. Neben Fahrzeug- und Antriebsentwicklung ist IAV bereits frühzeitig in die Elektromobilität und das autonome Fahren eingestiegen und ist heute einer der führenden Entwicklungsdienstleister auf diesen Gebieten. Neben den Entwicklungszentren in Berlin, Gifhorn und Chemnitz/Stollberg verfügt IAV über weitere Standorte u.a. in München, Sindelfingen und Ingolstadt sowie in Europa, Asien als auch in Nord- und Südamerika.

Siemens Mobility GmbH
Siemens Mobility ist ein eigenständig geführtes Unternehmen der Siemens AG. Siemens Mobility ist seit über 160 Jahren ein führender Anbieter im Bereich Transportlösungen und entwickelt sein Portfolio durch Innovationen ständig weiter. Zum Kerngeschäft gehören Schienenfahrzeuge, Bahnautomatisierungs- und Elektrifizierungslösungen, schlüsselfertige Systeme, intelligente Straßenverkehrstechnik sowie die dazugehörigen Serviceleistungen. Mit der Digitalisierung ermöglicht Siemens Mobility Mobilitätsbetreibern auf der ganzen Welt, ihre Infrastruktur intelligent zu machen, eine nachhaltige Wertsteigerung über den gesamten Lebenszyklus sicherzustellen, den Fahrgastkomfort zu verbessern sowie Verfügbarkeit zu garantieren.

IKEM
Das IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität setzt sich als unabhängiges Forschungsinstitut mit aktuellen Fragen des Klimaschutzes sowie der Energie- und Mobilitätswende auseinander. Ein Schwerpunkt ist das Thema autonomes Fahren: Das IKEM übernimmt unter anderem die rechtswissenschaftliche Begleitung von Pilotversuchen und untersucht Geschäfts- und Betreibermodelle für autonome Shuttles.

DLR
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt. Es leistet auch Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in den Bereichen Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung. Im HEAT-Projekt untersuchen Forscher des DLR die Bedürfnisse und Bewertungen von Nutzern und anderen Verkehrsteilnehmern in Bezug auf autonom fahrende Busse.

Ansprechpartner*innen für die Medien

Hamburger Hochbahn AG
Constanze Dinse – constanze.dinse@hochbahn.de – 0170 525 5650

Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation
Susanne Meinecke – susanne.meinecke@bwvi.hamburg.de – 040 42841-2239

IAV
Kevin Schrein – kevin.schrein@iav.de – 0172 190 1432

Siemens Mobility GmbH
Eva Haupenthal – eva.haupenthal@siemens.com – 0152 01654597

IKEM
Dennis Nill – dennis.nill@ikem.de – 030 408 1870 17

DLR
Jasmin Begli – jasmin.begli@dlr.de – 0172 2753385