WonderVision bringt blinde Menschen sicher ans Ziel

15.09.2022  — 

Wie findet man als blinder Mensch am Berliner Hauptbahnhof eigentlich das richtige Gleis? Allein in Deutschland gibt es über 70.000 blinde Menschen und noch mehr mit einer schwerwiegenden Sehbeeinträchtigung. Bei IAV arbeitet ein junges und innovatives Ingenieursteam an einer smarten Lösung, die nicht nur am Hauptbahnhof eine wertvolle Hilfe sein kann.

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Belebte Orte bergen für blinde Menschen einige Herausforderungen.

Was nimmt man als blinder Mensch eigentlich an belebten Orten, wie einem Hauptbahnhof oder einem Flughafen wahr? Viele Geräusche, unterschiedlichste Gerüche, gelegentlich wird man angerempelt, die Beschaffenheit des Bodens ändert sich, plötzlich steht man vor einer Treppe, während man hört, wie die Massen sich an einem vorbeischieben.
Fakt ist: Als Mensch ohne schwerwiegende Sehbeeinträchtigung lässt sich höchstens erahnen, wie sich diese Situationen anfühlen müssen. „Aus diesem Grund haben wir bei der Entwicklung unserer Lösung intensive Gespräche mit Menschen mit Sehbeeinträchtigung geführt. Um ein hilfreiches Tool zur Verfügung stellen zu können, müssen wir wissen, welche Herausforderungen an belebten Orten auf solche Menschen warten“, sagt Pascal Behr, Teamleiter für Sprachsteuerung & Sprachassistenten bei IAV.

Technologie aus der Automobilentwicklung als Grundlage

Für „WonderVision“ nutzt das Ingenieursteam Sprach- und Bilderkennungs-Technologien, die bei IAV im automotive-Kontext entwickelt und erprobt wurden. „WonderVision“ lässt sich als Funktion einfach in die Apps von beispielsweise Nahverkehrsanbietern, Airlines oder auch Betreibern großer Eventlocations integrieren. „Per Sprachbefehl kann der Nutzer einen Zielort an das Smartphone weitergeben, etwa: Bring mich zum Gleis 10“, erklärt Behr. „Das Handy nimmt dann per Kamera die Umgebung wahr, erkennt potenzielle Hindernisse, wie etwa Treppen, kann Hinweisschilder gezielt lesen und akustische Navigationsanweisungen übermitteln, beispielsweise: Gehe zehn Schritte geradeaus, dann links.“

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Für WonderVision nutzt das IAV-Team Technologien der Bild- und Spracherkennung.

Viel Zustimmung auf dem Future Mobility Summit

Im September gehörte WonderVision zu einem von insgesamt 18 Pitches, die im Rahmen des Future Mobility Summits in Berlin präsentiert wurden. Dabei erhielt das Projekt viel Zuspruch, landete in einem bis zur letzten Sekunde spannenden Zuschauer-Voting auf dem zweiten Platz. „Für uns ist das ein schönes Feedback. Auf dem Weg zu einer inklusiveren Gesellschaft gibt es noch einige Herausforderungen zu meistern. WonderVision kann einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen mit Sehbeeinträchtigung sicherer und selbstbestimmter im öffentlichen Raum unterwegs sind“, fasst Behr zusammen.

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Pascal Behr während seiner Pitch Session auf dem Future Mobility Summit (Foto: Steffen Junghanß).

Derzeit wird WonderVision in Zusammenarbeit mit einigen Beta-Tester:innen weiter in Richtung Serienreife optimiert.