Angst vor der Innovation?

Wir sind skeptisch: Nur 17 Prozent der Befragten einer Studie in Deutschland würden in naher Zukunft in ein autonomes Fahrzeug einsteigen, weltweit 25 Prozent. In zehn Jahren könnte jedoch mit einer Zustimmung von immerhin 61 Prozent hierzulande und 64 Prozent weltweit zu rechnen sein.1 In einer weiteren Untersuchung äußern zudem ca. 70 Prozent Bedenken bezüglich der Sicherheit von Fahrzeugen und Systemen sowie Angst vor Manipulationen, zum Beispiel durch Hackerangriffe. 65 Prozent der Befragten haben kein Vertrauen in die Technik.1,2

Bei Diskussionen über die wichtigsten Innovationen im Mobilitätsbereich fällt immer wieder dieses Stichwort: autonomes Fahren. Diese Technologie gilt als Schlüssel, um die künftige Mobilität sicher und nachhaltig zu gestalten. Auch wenn wir uns hier noch mitten in der Entwicklung befinden – eines haben wir in den letzten Jahren gelernt: Der Weg zum Auto ohne Fahrer ist weit. Denn die Technologie ist komplex und die Investitionen sind hoch.

Angst vor einer der Zukunftstechnologien wie dem autonomen Fahren?

Bei Diskussionen über die wichtigsten Innovationen im Mobilitätsbereich fällt immer wieder dieses Stichwort: autonomes Fahren. Diese Technologie gilt als Schlüssel, um die künftige Mobilität sicher und nachhaltig zu gestalten. Auch wenn wir uns hier noch mitten in der Entwicklung befinden – eines haben wir in den letzten Jahren gelernt: Der Weg zum Auto ohne Fahrer ist weit. Denn die Technologie ist komplex und die Investitionen sind hoch.

Darum bilden sich derzeit neue Allianzen, um Ressourcen zu bündeln. Wer sich etablieren und global das Rennen machen wird, ist noch völlig offen. Eine aktuelle Studie hierzu zeigt das sich wandelnde Meinungsbild:2 Vom Februar 2018 zum März 2019 wuchs die Zustimmung, dass sich Automobilhersteller beim autonomen Fahren engagieren sollten, von nur 28 Prozent auf 41 Prozent aller Befragten.

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Dr. Matthias Butenuth, Fachbereichsleiter Automated Driving Systems

Hinzu kommt jedoch: Im Individualverkehr fehlen teilweise die ökonomischen Anreize für den Einsatz der neuen Technologie. Dies zeigt sich auch in einer Prognos-Studie im Auftrag des ADAC: Autonomes Fahren im Pkw-Bereich wird sich nur sehr langsam durchsetzen, zudem wird es einelange Phase des Mischverkehrs geben.3

Im Gegensatz dazu gibt es im Nutzverkehr und im öffentlichen Personenverkehr durchaus einen Business Case. Darum dürfte zum Beispiel die Logistikbranche zu den ersten Anwendern autonomer Fahrzeuge gehören. Hier spielen die Personalkosten eine derart wichtige Rolle, dass sich Investitionen in neue Technologien schneller rechnen können.

Neben den finanziellen und den technologischen Hürden kämpft diese Zukunftstechnologie auch mit juristischen Problemen, denn noch fehlt ein verbindlicher rechtlicher Rahmen. Niemand weiß derzeit, nach welchen Kriterien autonome Fahrzeuge zugelassen werden. Auch hier bilden sich neue Gruppen – zum Beispiel „The International Alliance for Mobility Testing & Standardization (IAMTS)“, die das Testen, die Standardisierung und Zertifizierung von neuen Mobilitätssystemen zum Ziel hat.

Gesellschaften wie „The European New Car Assessment Programme (Euro NCAP)“ arbeiten daran, aus Sicht von europäischen Verkehrsministerien, Automobilclubs und Versicherungsverbänden eine einheitliche Vergleichsbasis für die Sicherheitsbewertung von Fahrzeugen zu erstellen.

Aber warum ist die Entwicklung und Validierung des autonomen Fahrens überhaupt derart komplex?

Menschen handeln intuitiv, um akute Gefahrensituationen zu entschärfen und Unfälle zu verhindern. Dabei spielt ihre Erfahrung und Risikobewertung eine entscheidende Rolle – insbesondere die permanente Risikobewertung der Gesamtsituation unter Berücksichtigung aller Informationen des Kontextes. Dazu gehören auch sehr schwache Teilinformationen wie zum Beispiel die Bewegung eines unbekannten Objektes, das nur als Silhouette durch eine Fahrzeugscheibe hindurch wahrgenommen wird. Diese menschliche Erfahrung in mathematische Modelle zu bringen, etwa mit KI-Methoden, ist die zentrale Herausforderung.

Die Technik ist aber nur eine Facette des autonomen Fahrens. Wichtig ist noch ein anderer Aspekt: Was ist der Nutzen des autonomen Fahrens für die Mobilität? Welche Erwartungen hat die Gesellschaft an die Mobilität der Zukunft? Wie kann das autonome Fahren diese Erwartungen erfüllen? Häufig wird im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren die Reduzierung von Unfällen und die Erhöhung der Sicherheit genannt. Auch wenn vollständige Sicherheit nicht zu erreichen sein wird, bleibt die „Vision Zero“ ein wichtiger Antrieb der Entwicklung.

Wir müssen noch besser erklären, wie das autonome Fahren darüber hinaus die Mobilität verbessern kann.

Dr. Matthias Butenuth — Fachbereichsleiter Automated Driving Systems

Die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen und die mediale Aufmerksamkeit, zum Beispiel bei der Vorstellung des IAV-Shuttles HEAT in Hamburg, zeigen, welches Interesse hier vorhanden ist. Aber auch, welche Fragen und Unsicherheiten noch vorherrschen. Bessere Lösungen für die gesellschaftliche Frage der Mobilität der Zukunft: Autonom fahrende Shuttles können durch eine intelligente Nutzung und Steuerung das Angebot der Mobilität erhöhen und zugleich die Anzahl der Fahrzeuge, insbesondere in Städten, reduzieren. Ebenso kann auch der Wirtschaftsstandort Deutschland profitieren: auf der einen Seite bei der Entwicklung der Technologie, auf der anderen Seite bei der Nutzung beispielsweise in der Logistikbranche.

Befragungen zeigen zudem eine weitere positive Erwartungshaltung wie eine bessere Kraftstoffeffizienz (73 Prozent), geringere CO2-Emissionen (71 Prozent) und Zeitersparnis (50 Prozent) durch das autonome Fahren.1 Vorteile werden darüber hinaus bei mehr Mobilität für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen (75 Prozent), weniger Stress und entspannterem Fahren (61 Prozent) und der Möglichkeit, andere Dinge während der Fahrt zu tun (59 Prozent), gesehen.2

Hier muss angesetzt werden: Wir müssen den Menschen erklären, welche Chancen und welches enorme Potenzial das autonome Fahren für sie ganz persönlich haben kann! Hier reicht es nicht aus, bei prominenten Schlagworten stehen zu bleiben. Vielmehr müssen Möglichkeiten geschaffen werden, diese Zukunftstechnologie auszuprobieren und selber zu erleben – nur so können positive Emotionen geweckt werden.

Durch Transparenz bei der Entwicklung, dem Erklären und dem Erfahren wird die Akzeptanz in der Gesellschaft wachsen.

Dr. Matthias Butenuth — Fachbereichsleiter Automated Driving Systems

In einer Studie finden 45 Prozent der Befragten, dass Hersteller, Verbände, Kommunen und die Presse insgesamt angemessen zum Thema informieren, 53 Prozent finden die Informationen zu wenig.2 Dies ist eine klare Aufgabenformulierung an die Automobilindustrie  und Mobilitätsanbieter!

Der Artikel erschien in der automotion 03/2019, dem Automotive Engineering-Fachmagazin von IAV. Hier können Sie die autmotion kostenfrei bestellen.