Blender unerwünscht

Moderne Scheinwerfersysteme verringern störende Reflexionen – IAV nutzt eigene Toolkette

Vor allem nachts bei nasser Fahrbahn blenden sich Fahrzeuge gegenseitig. Neue, hochauflösende Scheinwerfersysteme ermöglichen eine präzise Steuerung des Lichts und können störende Reflexionen für den Gegenverkehr drastisch reduzieren. IAV nutzt für die Entwicklung eine eigene Toolkette, die dem Trend zu einer weitgehend prototypenfreien Entwicklung entspricht.

Die Straße ist nass und die Windschutzscheibe voller Regentropfen. Wenn dann ein Fahrzeug entgegenkommt, bekommt der Fahrer schnell Probleme: Er ist geblendet, kann die Übersicht verlieren und im schlimmsten Fall sogar einen Unfall verursachen. Moderne Scheinwerfersysteme lösen dieses Problem. „Sie enthalten bis zu drei Millionen Pixel, sodass sich der Lichtstrahl mit ihnen sehr präzise steuern lässt“, erklärt Sven Bogdanow, Abteilungsleiter für Licht und Sicht bei IAV. „So können wir eine optimale Sicht auf die Straße garantieren, ohne entgegenkommende Fahrzeuge zu blenden.“

Lichtintensität gezielt reduzieren

Bei der Entwicklung dieser modernen Scheinwerfersysteme nutzt IAV eine Kette aus drei eigenen Tools. Ganz zu Beginn kommt ein Werkzeug zum Einsatz, mit dem sich ein parametrisches Modell für die Konstruktion erzeugen lässt. „Es berechnet aus der Lage und Höhe der Scheinwerfer die Blendpunkte für ein entgegenkommendes Fahrzeug“, berichtet Bogdanow. „Mit seiner Hilfe wissen wir, wo wir die Lichtintensität reduzieren müssen.“

Eine Entwicklungsumgebung (Computer Aided Glare Evaluation) dient der virtuellen Absicherung in der frühen Konzeptphase und während der Entwicklung der ersten Prototypen. Aus Vorgaben wie den Abmessungen des Scheinwerfersystems, der Straßenbreite und -beschaffenheit (wie feucht oder trocken), dem Abstand der Fahrzeuge und der Augenhöhe der Fahrer berechnet sie die Blendpotenziale. Diese Daten liefern den Input für das dritte IAV-Tool, mit dem sich Strategien für die Ausmaskierung entwickeln lassen. „Wir können uns verschiedene Formen der Ausmaskierung vorstellen, zum Beispiel Trapeze, Rechtecke oder Dreiecke“, erklärt Bogdanow. „Die Informationen helfen unseren Funktionsentwicklern dabei, je nach äußeren Verhältnissen die optimalen Parameter für die Steuerung des Scheinwerfersystems zu finden.“

Erfolgreicher Einsatz in Serienprojekten

Später im Entwicklungsprozess hat diese Entwicklungsumgebung einen weiteren Auftritt. Dann dient sie dazu, reale Messergebnisse zu validieren – gewonnen unter anderem in der IAV-Licht- und Fahrerassistenzhalle in Chemnitz, in der sich von grellem Sonnenschein bis zur mondlosen Nacht fast alle Szenarien künstlich herstellen und Lichtsysteme reproduzierbar untersuchen lassen. „Wir setzen die drei selbst entwickelten Werkzeuge seit zwei Jahren sehr erfolgreich in Serienprojekten ein“, resümiert Bogdanow. „Mit ihrer Hilfe konnten wir die Zahl der Testfahrten deutlich reduzieren und kommen so dem aktuellen Trend der prototypenfreien Entwicklung entgegen.“

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