Dem Virus auf der Spur
IAV hat eine Methodik entwickelt, wie sich durch die intelligente Auswertung von Abwasser-Daten Informationen zur Ausbreitung von Covid-19 ableiten lassen. Das ermöglicht eine deutlich frühere Erkennung sowie genauere Lokalisation von Infektionsherden.

IAV kooperiert bei diesem Projekt mit der Technischen Universität Berlin (Institut für Siedlungswasserwirtschaft) und der ORI Abwassertechnik GmbH, einem führenden Hersteller automatisierter Probenehmer mit Datenfernübertragung für Kanalsysteme. Die TU Berlin ist für die Entnahme und Analyse der Proben zuständig, während die ORI GmbH die Probenehmer und die Messtechnik liefert. IAV wiederum stellt die IT-Umgebung, verantwortet die Datenanalyse und -auswertung und bildet damit die Klammer des gesamten Projekts.
Die IoT-Plattform von IAV erfasst – unter strikter Einhaltung der gesetzlichen Datenschutzvorschriften – die öffentlich verfügbaren Gesundheitsdaten von Ämtern und weiterer öffentlicher Institutionen sowie die Daten der vernetzten Probenehmer, wertet diese in Echtzeit aus und bildet das Ergebnis auf einer topografischen und individuell skalierbaren Karte ab.
Um zu identifizieren, wo die Probenehmer in der Kanalisation positioniert werden sollten, untersucht und testet IAV die Nutzung einer künstlichen Intelligenz auf Basis eines sogenannten Bayesschen Netzes. „Mit Hilfe initialer Probenahmen im Klärwerk und in der Kanalisation, historischer Daten früherer Infektionsausbreitungen sowie Daten über Infektionsherde aus Humantests kann die Wahrscheinlichkeit für positive Proben an einem bestimmten Punkt im Kanalsystem berechnet werden“, so Pätsch. Ziel ist es, in dem mit tausenden von Zu- und Abflüssen gespickten Kanalsystem weitergehende Proben an genau jenen Knotenpunkten zu nehmen, die eine hohe Trefferquote versprechen – und damit eine besonders hohe Aussagekraft für die Lokalisierung eines Infektionsgeschehens besitzen.
«Mit unserer KI-gestützten Methode kommen wir schneller zu einem aussagekräftigen Ergebnis. So lässt sich wertvolle Zeit bei der Erkennung und Lokalisierung eines neu auftretenden Infektionsherdes einsparen.»
— Verantwortlich für das Business Development Wasserwirtschaft bei IAV
Der Artikel erschien in der automotion 03/2020, dem Automotive Engineering-Fachmagazin von IAV. Hier können Sie die automotion kostenfrei bestellen.