Europapremiere in Stollberg: 40-Tonner, vollelektrisch

Forschungsprojekt eJIT: Die beiden ersten vollelektrischen 40-Tonner wurden der Öffentlichkeit vorgestellt

Von außen sehen sie aus wie normale Lkws – aber in ihrem Inneren steckt die Zukunft: IAV arbeitet gemeinsam mit Partnern im Projekt eJIT daran, die Logistik auf elektrische Antriebe umzustellen. Mitte Juni wurden die beiden ersten 40-Tonner in Stollberg vorgestellt, die künftig in Leipzig und Zwickau unterwegs sein werden. Ihre Fahrer sind jetzt schon begeistert.

Großer Medienrummel im IAV-Entwicklungszentrum Chemnitz/Stollberg: Etliche Journalisten wollten dabei sein, als dort die beiden europaweit ersten vollelektrischen Lkws zu bestaunen waren. Tatsächlich könnte das Projekt eJIT (Just-in-Time-Logistiksystem auf elektromobiler Basis) eine neue Epoche in der JIT-Logistik einläuten – indem der allgegenwärtige Diesel allmählich durch elektrische Antriebe abgelöst wird.

Im Rahmen des Projekts hat IAV die beiden Sattelzugmaschinen mit einem rein elektrischen Antrieb ausgestattet. Dank ihrer jeweils 280 Kilowatt Dauer- und 320 Kilowatt Spitzenleistung sowie Batterien mit 144 Kilowattstunden Kapazität erreichen die Lkws eine Spitzengeschwindigkeit von 85 Stundenkilometern und kommen voll beladen mit 40 Tonnen maximal 70 Kilometer weit. Sie werden künftig zwischen dem Werk der Porsche Leipzig GmbH und dem Logistikzentrum des Sportwagenbauers bzw. zwischen dem Werk Zwickau der Volkswagen Sachsen GmbH und dem in der Nähe liegenden Standort des Volkswagen-Partners Schnellecke Logistics pendeln.

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Hohe Beschleunigung ohne Zugkraftunterbrechung

Bei ersten Tests haben die beiden Lkws alle Erwartungen erfüllt. „Sie fahren sich sehr gut und bieten eine hohe Beschleunigung ohne Zugkraftunterbrechung“, berichtet Sven Hönicke, Abteilungsleiter Powertrain-Testing bei IAV. „Die Fahrer waren begeistert von den leisen Zugmaschinen mit ihrem angenehmen Fahrverhalten.“ Nach der Vorstellung der beiden Lkws beginnen nun die Feldtests, bei denen unter anderem die Zuverlässigkeit der Technik und die Dynamik unter Last untersucht werden sollen. Zudem sollen unterschiedliche Ladestrategien in Bezug auf die Batteriealterung und im Zusammenhang mit den hohen Anforderungen der JIT-Logistik untersucht werden.

Teil von eJIT ist auch die intelligente Ladetechnik: In Leipzig nutzen die Projektpartner pro Schicht jeweils 45 Minuten, um die Batterie dreimal am Tag mit Energie zu füllen. Der Lkw auf der Strecke zwischen Schnellecke Logistics und dem VW-Werk Zwickau wird während des achtminütigen Stopps an der Laderampe per DC-Laden mit 150 Kilowatt nachgeladen. „Hier könnte später eine kleinere Batterie zum Einsatz kommen, weil wir oft nachladen können“, so Hönicke. Auch über das Schnellladen mit 400 Ampere (derzeit: 200 Ampere) denken die Projektpartner nach – die Zellen der Batterien sind für derart hohe Ströme ausgelegt. Erforderlich dafür sind neue Stecker oder ein induktives Ladesystem.

Als besonderes technisches Highlight wird der Leipziger Lkw neben seinem elektrischen Antrieb ein Assistenzsystem für das hochautomatisierte Fahren bekommen, das Anfang 2018 zur Verfügung stehen und dann getestet werden soll. Für das Zwickauer Fahrzeug ist ein automatisiertes Rangiersystem für das Andocken an den Rampen geplant.

Das Projekt eJIT ist Teil des Technologieprogramms „Informations- und Kommunikationstechnik für Elektromobilität III: Einbindung von gewerblichen Elektrofahrzeugen in Logistik-, Energie- und Mobilitätsinfrastrukturen“, mit dem das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Forschungsaktivitäten in der gewerblichen Nutzung der Elektromobilität fortsetzt. Projektpartner von eJIT sind neben IAV die Porsche Leipzig GmbH, Schnellecke Logistics, die Volkswagen Sachsen GmbH sowie das Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen (AMZ) als Konsortialführer.

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