Förderprojekt „VanAssist“: Autonome Transporter entlasten Paketboten

Intelligenter Assistent des Zustellers

Die Paket- und Güterlogistik boomt, vor allem wegen des Online-Handels. Das bedeutet viel Arbeit für die Zusteller – die heute aber einen Großteil ihrer Arbeitszeit im Stau und im Depot verbringen und dadurch zu wenig Zeit für den Kundenkontakt haben. Im Förderprojekt „VanAssist“ entsteht ein intelligentes System für autonome fernüberwachte Kleintransporter in der Paketlogistik, das den Zustellprozess optimieren soll. IAV ist dabei für die Lokalisierung und die hochgenauen Karten verantwortlich.

Paketzusteller haben keinen einfachen Job: Bevor sie mit ihrer eigentlichen Arbeit beginnen, müssen sie morgens ins Depot fahren, ihr Fahrzeug beladen und sich dann durch den dichten Verkehr auf den Weg in ihr Zustellgebiet machen. Abends folgt das gleiche Spiel in umgekehrter Reihenfolge: zurück ins Depot, nicht zugestellte Pakete ausladen, neue Pakete rein in den Wagen. Allein mit diesen Tätigkeiten verbringen die Mitarbeiter der Paketdienste etwa die Hälfte ihrer Arbeitszeit – Zeit, die ihnen für den persönlichen Kundenkontakt und die Auslieferung fehlt.

Das Förderprojekt VanAssist (Interaktives, intelligentes System für autonome fernüberwachte Kleintransporter in der Paketlogistik) will diese ineffizienten Abläufe überwinden und den Zustellern mehr Zeit für ihren eigentlichen Job verschaffen. Die Grundidee dahinter: In dem Depot des Paketdienstes steht ein autonomes Zustellfahrzeug, das morgens zur Laderampe fährt und von einem Logistik-Mitarbeiter beladen wird. Er kennt die geplante Route und lädt – angeleitet von einer App – die Pakete in der richtigen Reihenfolge in den Transporter. Sobald alles verladen ist, gibt die Leitstelle das Signal zum Losfahren. Das Zustellfahrzeug verlässt das Depot, steuert autonom durch den Verkehr und trifft sich mit dem Zusteller, zum Beispiel auf einem Ride-Sharing-Parkplatz nahe des Zustellgebiets. Per Smartphone verschafft sich der Zusteller Zugang zum Transporter und macht sich auf den Weg zu seinen Kunden, wobei er entweder selbst am Steuer sitzt oder der autonomen Technik das Fahren überlässt.

automotion - intelligenter assistent des zustellers - empfänger unterschreibt

Permanent lernendes System

Die Reihenfolge der Zustellung wird im Hintergrund geplant, wobei das System neben der Straßenkarte auch die aktuelle Verkehrslage berücksichtigt (zum Beispiel Staus oder Baustellen). Gelerntes Wissen soll ebenfalls einfließen, etwa über die Erreichbarkeit einzelner Empfänger. „Der Zusteller kann die Reihenfolge aufgrund seiner Erfahrung selbst anpassen“, erklärt Paul Czerwionka, IAV-Projektleiter für VanAssist und Experte für Karten. „So können wir auch das menschliche Wissen nutzen und das System permanent lernen lassen.“

Während der Zustellung parken die Transporter heute mangels Alternativen oft in der zweiten Reihe. Geht es nach den Entwicklern von VanAssist, soll auch damit Schluss sein: In Zukunft könnte der Zusteller drei oder vier Pakete ausladen, das Fahrzeug zu einem offiziellen Haltepunkt weiterschicken und sich auf den Weg zu den Empfängern machen. Per Indoor-Navigation kann er sich in größeren Gebäuden dabei sogar zu seinen Kunden führen lassen. Sind die Pakete zugestellt, sendet er per Smartphone eine Meldung an den Transporter und trifft sich mit ihm an einer vereinbarten Stelle – etwa am anderen Ende einer Fußgängerzone, um die nächsten Sendungen auszuladen und zuzustellen. Abends steigt der Zusteller wieder irgendwo zwischen Zustellgebiet und Depot aus und lässt das Fahrzeug autonom zum Logistikzentrum zurückfahren. Auf dem Gelände des Paketdienstes werden nicht zugestellte Sendungen ausgeladen und neu angekommene Pakete eingeladen. Dort gibt es auch eine Werkstatt für die Reinigung und Wartung der Fahrzeuge sowie eine Infrastruktur zum Aufladen der Batterien. So kann das Procedere am nächsten Morgen von vorne beginnen.

Lidar-Sensoren und Kameras erkennen Landmarken

IAV ist im VanAssist-Projekt für die Lokalisierung der Fahrzeuge und die hochgenauen Karten zuständig. „GPS reicht hier nicht aus, weil wir eine höhere Genauigkeit benötigen“, sagt Czerwionka. „Darum nutzen wir Lidar-Sensoren und Kameras, mit denen wir die Position auf rund zehn Zentimeter genau bestimmen können.“ Zwei Lidar-Sensoren (vorne und hinten) und vier Kameras (in alle vier Richtungen) erfassen Landmarken wie Bäume oder Schilder, deren Position zuvor genau bestimmt und in hochgenauen Karten eingetragen wurde. Die Zustellfahrzeuge erkennen, wenn sich in der Umgebung etwas geändert hat – etwa durch ein neu aufgestelltes Schild – und aktualisieren die Karte. Wenn ein Fahrzeug
dennoch nicht mehr autonom weiterkommen sollte, schaltet sich die Leitstelle ein und wählt aus einem vorgegebenen Katalog ein Fahrmanöver aus.

Derzeit entsteht der erste Prototyp des Zustellfahrzeugs auf Basis eines Rolling Chassis. Ende des Jahres wollen die VanAssist-Projektpartner dann auf einem Testparcours auf dem Gelände der TU Braunschweig zeigen, dass die Technik zuverlässig funktioniert und die Zusteller tatsächlich spürbar entlasten kann.

«Wir wollen nicht nur ein autonomes Fahrzeug bauen, sondern es nahtlos in den Zustellprozess integrieren»

Paul Czerwionka — IAV-Projektleiter für VanAssist und Experte für Karten

VanAssist

Im Projekt VanAssist arbeiten neben IAV auch DPD (Konsortialführer), bridgingIT, Ibeo Automotive Systems, die TU Braunschweig, die TU Clausthal, die Universität Mannheim und die Hochschule Offenburg mit. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Weitere Informationen:

www.vanassist.de

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