Reisen in der Muschelschale

IAV Coquille: ein sicherer und komfortabler Raum für die personalisierte autonome Mobilität

Das autonome Fahren ändert alles. Auch das Interieur der Autos. IAV überdenkt darum das Design des Innenraums radikal und hat auf der CES 2019 „IAV Coquille“ vorgestellt. Das Sitzkonzept vereint Komfort und Sicherheit auf neue Weise. Und es könnte in Zukunft auch die individuelle Mobilität neu definieren.

Bisher herrscht im Auto eine Trennung zwischen Fahrer und Mitfahrern: Einer fährt, die anderen sind Passagiere. Das wird sich mit dem autonomen Fahren grundlegend verändern – dann sind nämlich alle Insassen gleich. Der Innenraum der Zukunft wird daher völlig anders aussehen und sich immer mehr zu einer mobilen Wohnumgebung und zum rollenden Arbeitsplatz entwickeln. Designern eröffnen sich dadurch radikal neue Möglichkeiten: Sie können die Sitzpositionen viel freier anordnen und auch das Konzept „Sitz“ von Grund auf neu durchdenken.

Als Ergebnis solcher Überlegungen hat IAV auf der CES 2019 in Las Vegas den Demonstrator „IAV Coquille“ vorgestellt. Namensgeber ist das französische Wort für „Muschelschale“, und das bringt die Idee dahinter bestens auf den Punkt: Aus dem heutigen Sitz wird in Zukunft ein individueller Raum im Innenraum. In ihn kann sich der Passagier zurückziehen, er ermöglicht aber auch die Kommunikation mit den anderen Reisenden. Mit einem Tablet-Computer kann man bei Bedarf sogar vorübergehend wieder zum Fahrer werden – beispielsweise wenn das autonome Fahrzeug das Eingreifen eines Fahrers erfordert.

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Gebogener Bildschirm für Filme und Augmented Reality

Komfort und Unterhaltung sind in das Konzept integriert. Das beginnt schon beim Einsteigen: Der Sitz stellt sich senkrecht auf und dreht sich in die Einstiegsrichtung. Hat man Platz genommen und seine gewünschte Position eingenommen, kann nach erfolgter Authentifizierung durch Gesichtserkennung das Entertainment-Programm starten: Ein ausfahrbarer, gebogener Bildschirm direkt vor dem Gesicht zeigt Filme oder mit Augmented Reality angereicherte Hinweise auf die vorbeiziehende Umgebung. Das Soundsystem garantiert optimalen Hörgenuss, ermöglicht ungestörte Gespräche oder sorgt durch elektronisches Noise-Cancelling für Ruhe. Das Ambientelicht lässt sich ebenso individuell regeln wie die Klimaeinheit. Und wer müde ist, kann den Sitz auf Knopfdruck in eine waagrechte Position bringen und schlafen. Die eingebauten Sensoren können den Gemütszustand des Insassen erfassen und Ambientelicht, Klima und Musik automatisiert darauf anpassen. Kurz gesagt: IAV Coquille ist eine Insel fürs Wohlfühlen – wobei sich die Konfiguration manuell vorgeben oder per KI-gestützter Personenerkennung automatisch aus einem abgespeicherten Profil abrufen lässt. Damit erreicht IAV Coquille einen sehr hohen Komfortstandard.

Ein wichtiger Punkt ist die Sicherheit der Passagiere. „Sie muss immer gewährleistet sein – ganz gleich, mit welcher Geschwindigkeit sich das Fahrzeug bewegt und womit sich die Passagiere während der Fahrt beschäftigen“, sagt Uwe Reske, Fachreferent Body & Light Weight Design bei IAV. „Darum haben wir bei IAV Coquille von Anfang an größten Wert auf integrale Sicherheit gelegt.“ Sie hat zwei Komponenten: Neben einem Gurtsystem schützen sieben Airbags die Knie, das Becken, den Thorax und den Kopf und sorgen so für passive Sicherheit. Der Kopfairbag stülpt sich bei einem Crash blitzschnell über den Schädel und verhindert einen Aufprall auf den Bildschirm in Gesichtshöhe – ein Verfahren, das IAV als Patent angemeldet hat. Die zweite Komponente garantiert bestmögliche aktive Sicherheit: Ist ein Zusammenstoß unvermeidlich, richtet sich IAV Coquille automatisch auf und bringt den Passagier in eine Position, die seine Überlebenschancen optimiert. „Das ist besonders wichtig, wenn der Sitz gerade in der waagrechten Stellung ist“, erklärt Jörg Wohlenberg, Seniorprojektleiter Body Project Management bei IAV. „Denn bei einem liegenden Aufprall drohen schwere Schäden der inneren Organe.“ Die IAV-Ingenieure sind sich sicher: Dank der Kombination aus erweitertem Gurtsystem und kleinen dezentralen Airbags sind die Passagiere in IAV Coquille besser geschützt als auf einem einfach erweiterten Sitz.

CES 2019: IAV Coquille sorgt für Aufsehen

Simulationen haben gezeigt, dass das Konzept die Erwartungen seiner Entwickler erfüllt, und auf der CES 2019 in Las Vegas sorgte ein erstes Modell in Originalgröße für Aufsehen. Die Messebesucher konnten das Funktionsmuster in einem Virtual-Reality-Showroom ansehen und IAV Coquille hautnah aus Sicht des Nutzers erleben. Die anschließende Umfrage unter den Testpersonen lieferte wichtiges Feedback für die Weiterentwicklung des Konzepts.

Unterdessen arbeitet das Team schon an IAV Coquille 2.0 und der Neudefinition der individuellen Mobilität. Die Idee dahinter: Antrieb und Innenraum komplett voneinander zu entkoppeln. Je nach Bedarf können die IAV Coquilles auf ganz unterschiedliche Antriebseinheiten aufgesetzt werden – zum Beispiel auf eine elektrisch angetriebene Fahrlafette für die individuelle Fahrt in der Stadt, auf ein Cabrio für die Landpartie zu zweit oder in einen Bus für die Fernreise in der persönlichen Wohlfühlumgebung. Die IAV Coquilles könnten aber auch in die Luft gehen: als Kabine von Velocoptern oder Seilbahnsystemen für Metropolen. So sehen vielleicht die Reisen der Zukunft aus: Die Passagiere legen sich in ihrem IAV Coquille schlafen und werden von den verschiedenen Transportmitteln automatisch ans Ziel gebracht – ohne dass sie vom Umladen unterwegs etwas mitbekommen.

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