So testen Ingenieur:innen heute

Die Testcase-Automatisierung (TCA) von IAV macht Messungen effizienter und weniger fehleranfällig – und bringt so die Digitalisierung im Kerngeschäft voran. Die Toolkette sorgt für Verlässlichkeit und eine hohe Qualität der erzeugten Daten. Weiterhin sind Erprobungen remote möglich, da die Ingenieursfachkraft nicht direkt vor Ort sein muss.

Schnell, einheitlich, fehlerfrei: Mit der Testcase-Automatisierung (TCA) hat IAV eine Toolkette entwickelt, die die Durchführung von Testfällen am Fahrzeug mit dem Applikationssystem INCA deutlich vereinfacht. Bislang waren solche Tests mit großem Aufwand verbunden, jährlich fallen davon bei IAV rund 10.000 Stück an. Eine Fachkraft muss bisher jede einzelne Messung manuell vorbereiten, durchführen und auswerten. Bei allen manuellen Vorgängen treten sporadisch Fehler auf. Mithilfe der TCA-Toolkette werden repetitive Aufgaben bei der Erzeugung von Testumgebungen automatisiert, sodass Testfälle einfach und effizient bearbeitet werden können. So senkt die Toolkette das Fehlerrisiko deutlich. Außerdem erleichtert es TCA, die Erprobungen remote durchzuführen, da die Ingenieur:innen für den Test nicht selbst im Fahrzeug sein müssen, sondern die Aufgabe an Testfahrer:innen übergeben können, da auch bei der Durchführung alle wesentlichen Arbeitsschritte automatisiert ablaufen können.

Wie funktioniert TCA?

TCA ist eine Toolkette zur automatisierten Testfallabsicherung, die die Software INCA als Applikationssystem nutzt. In der Praxis sieht das so aus: Die Fachkraft plant den Testfall mithilfe des Tools „Testcase-Manager“. Aus dieser Planung wird automatisiert eine INCA-Datenbank mit den benötigten Daten erzeugt. Jeder Testfall wird mit einem INCA-FLOW-Prozess für die Automatisierung der Durchführung verknüpft. In der Folge werden automatisiert korrekt benannte Messdaten und Metadaten in einem Ordner abgelegt.

Für den Test selbst ist die Anwesenheit von Fachpersonal nicht nötig, was insbesondere Erprobungen im Ausland hinsichtlich des Personalaufwands deutlich vereinfacht. Die Testfahrer:innen müssen lediglich den Ordner mit der Testumgebung auf einem Messcomputer speichern und können dann den „Testcase-Executor“ starten. Dadurch wird mit einem Knopfdruck der verknüpfte INCA-FLOW-Prozess mit der hinterlegten Testkonfiguration gestartet und automatisch eine Verbindung zur Messhardware im Fahrzeug hergestellt In Popup-Fenstern erhält die Person am Lenkrad zusätzliche Anweisungen, die für die Durchführung des spezifischen Testfalles notwendig sind, zum Beispiel zum Fahrprofil oder zu manuellen Aktionen wie einem Zündungswechsel. Umfangreiches Fachwissen wird für die Durchführung des Tests nicht benötigt. Mit einem weiteren Klick startet sich der Testcase: Durch TCA läuft die Messung automatisch ab, während sich die Fahrer:innen voll auf die INCA-FLOW-geleitete Durchführung des Testcases konzentrieren können. Zum Schluss lässt sich die Messung ebenfalls per Knopfdruck beenden. Dadurch werden alle Daten automatisiert und mit der korrekten Namenskonvention abgelegt. Die exakte und transparente Ablage macht die Messungen jederzeit reproduzierbar und vereinfacht so die Nachweispflicht. Das Resultat ist eine testfallbasierte Absicherungsdokumentation, die zur Erfüllung hoher Qualitätsanforderungen (z. B. A-Spice) erforderlich ist.

Welche Weiterentwicklungen von TCA sind geplant?

TCA wurde für die Motorsteuergeräte-Applikation im Automobilbereich entwickelt, ist jedoch flexibel überall dort einsetzbar, wo Ingenieur:innen Tests in Verbindung mit einem Applikationssystem durchführen. Denkbar sind zum Beispiel Einsatzmöglichkeiten am Motorprüfstand oder am Hardware-in-the-Loop-System (HiL) sowie die Integration in Toolketten, etwa in der Fahrzeugvernetzung. Künftig will IAV die Erstellung und Bereitstellung der Testumgebung sowie das Add-on als Service für Kunden anbieten. Dafür wurden bereits zwei Applikationssysteme für INCA-FLOW adaptiert, die Einbindung der Software CANape ist in Vorbereitung.