Übung macht den (Brand-) Meister
Die Freiwillige Feuerwehr Ingolstadt- Irgertsheim ist stolz auf ihr neues Hilfeleistungslöschfahrzeug 10 (HLF 10). Mit der Indienststellung des HLF 10 erfolgte auch eine Erweiterung des Einsatzspektrums der Stützpunktfeuerwehr West. Einer der Gründe hierfür ist die Staatsstraße 2214 mit täglich 12.000 Fahrzeugen und dem Unfallschwerpunkt am Höhenloher Berg. Den Einsatz im Ernstfall probten die Rettungskräfte bei IAV-S.
Praktische Ausbildung
Im Anschluss erkundete der Gruppenführer die Lage und gab seine Einsatzbefehle gemäß der SIEGER- Regel an die eingesetzten Trupps. Nachdem das Fahrzeug gesichert und stabilisiert ist und der innere Retter mit der rettungsdienstlichen Versorgung der beiden Insassen begonnen hat, geht es hierbei ans Entklemmen und Befreien der beiden Personen, bevor sie dann dem Rettungsdienst übergeben werden können. Die eingesetzten Kameraden haben die Einsatzlage ruhig und gekonnt erfolgreich abgearbeitet.
Nach der Auswertung der Übung ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter zu der Station „Technische Hilfeleistung nach Verkehrsunfall mit einem Hochvoltfahrzeug“. Andreas Kleindienst brachte ihnen dort die besonderen Gefahren der neuen Elektroautos näher, besonders im Bereich der Hochvolt- Baugruppen. Als Vorführfahrzeug dient ein VW ID.3. Fasziniert und mit großem fachlichen Interesse begutachteten die Anwesenden das Fahrzeug genau. Hierbei wurde ihnen die Sandarteinsatzregel AUTO in der praktischen Anwendung einschließlich der Nutzung der Rettungskarte zur Sicherung und Abschaltung des Hochvoltfahrzeuges nähergebracht.



Einsatzübung unter realen Bedingungen
Nach dem Mittagessen stellte Thomas Zimmermann (Fa. Zimmermann) in seiner typischen rheinisch- berlinerischen Art ein von seiner Firma entwickeltes Messgerät vor, mit dem sich herausfinden lässt, ob nach der Beschädigung des Hochvoltsystems das Elektrofahrzeug unter Spannung steht. Das Warngerät signalisiert sowohl optisch, als auch akustisch den Einsatzkräften, ob sie gefahrlos arbeiten können oder Vorsicht geboten ist. Der Spannungswarner P2 erkennt gefährliche Spannungen von 25 bis 1.000 Volt (AC oder DC).
Danach erfolgte als Höhepunkt der Ausbildung der zweite Crash. Diesmal wurde ein Pkw mit 80 km/h gegen einen Pfahl gefahren. Dieser Test ist vergleichbar mit einem Aufprall gegen einen Baum auf einer typischen deutschen Landstraße. Derselbe Ablauf wie beim ersten „Unfall“ begann: Ein Warnton ertönt, das orangene Blinklicht leuchtet, ein Surren und der dumpfe Knall folgen. Die Wucht des Aufpralls ist so heftig, dass das Fahrzeug zur Seite wegfliegt und in den seitlich aufgestellten Jersey- Barrieren hängen bleibt. Eine Jersey-Barriere ist eine modulare Beton- oder Kunststoffbarriere, die zur Trennung von Fahrspuren des Verkehrs, häufig auf Autobahnen eingesetzt wird. Auch hier ist das Fahrzeug mit zwei Insassen besetzt, wobei eine Person diesmal auf der Rückbank Platz genommen hatte. Auch sie erleiden aufgrund des starken Aufpralls Polytraumen und sind im Bein- und Beckenbereich stark eingeklemmt. Die Karosserie ist stark verformt, Betriebsmittel laufen aus.
Jetzt galt es die Einsatzlage im Form einer Einsatzübung unter realen Bedingungen zu meistern. Der Kommandant persönlich übernahm die Einsatzleitung und setzte die Fahrzeugbesatzung und das Hilfelöschfahrzeug gekonnt ein, um ihm Rahmen der Golden Hour of Shock die Insassen patientenschonend der weiteren medizinischen Behandlung zuführen zu können. Hierzu setzte er sämtliches auf dem HLF 10 verlastetes Hilfeleistungsgerät ein.
