Versuchsfahrt im virtuellen Innenraum
Was zunächst aussieht wie die neueste Version des Car Driving Simulator, ist in Wahrheit die moderne Testumgebung für die Entwicklung neuer Sicherheitsfunktionen im Auto. In diesem simulierten Umfeld nutzt IAV synthetische Sensordaten aus dem Computer – und Tools aus der Spieleentwicklung. Fotorealistische Renderings kommen statt echter Menschen und Versuchsfahrzeuge zum Einsatz.

Werkzeug aus der Spieleentwicklung
Als technische Grundlage für diese fotorealistischen Simulationen dient die Unreal Engine des US-Herstellers Epic Games, mit deren Hilfe normalerweise Computerspiele und Hollywoodfilme produziert werden. Die IAV-Expert:innen erzeugen mit der Unreal Engine Fahrzeuginnenräume und Personen in hoher Qualität und Detailtiefe. Variationen des Interieurs sind ebenso einfach anpassbar wie die täuschend echte Darstellung von Menschen jeder Ethnie, jedes Alters und jedes Geschlechts.
Die digitalen Insassen aus dem Computer sind zudem keine statischen Salzsäulen: Sie bewegen sich während der simulierten Fahrt (etwa beim Beschleunigen oder in einer scharfen Kurve) und verändern auch ihre Mimik – genauso wie echte Passagiere. Licht und Schatten verändern zudem permanent die Reflexionen im Innenraum und liefern den Algorithmen auf diese Weise äußerst realistische Trainingsdaten. Die synthetischen Sensorwerte haben noch eine weitere attraktive Eigenschaft: Sie sind bereits perfekt segmentiert, sodass man einzelne Pixel nicht manuell verschiedenen Körperpartien zuordnen muss, was den gesamten Prozess enorm beschleunigt.
Durchgängige Toolkette für den gesamten Entwicklungsprozess
„Die Absicherung von Funktionen im Innenraum gewinnt immer mehr an Bedeutung“, so Brenneis. „Das gilt für alle künftigen Fahrzeuge, insbesondere aber auch für autonom fahrende Taxis. Fällt die Person am Steuer weg, muss die Technik den Innenraum und die Insassen im Blick behalten.“
Dem damit einhergehenden steigenden Testbedarf begegnet IAV mit einer hybriden Absicherung: Der Großteil der Daten stammt aus dem Computer. Erst am Ende des Prozesses stehen reale Versuchsfahrten auf dem Programm. So lassen sich ohne großen Aufwand auch neue Interieurs und Derivate testen. Zudem ist der innovative Ansatz nicht auf die Absicherung beschränkt: „Die synthetischen Sensordaten eignen sich auch zur Auslegung der Funktionen“, erklärt Brenneis. Dadurch kann IAV seinen Kunden eine durchgängige Toolkette für den gesamten Entwicklungsprozess anbieten. Der virtuelle Innenraum steht jederzeit zur simulierten Versuchsfahrt bereit.