Hinter den Kulissen

So kam es zur Grossglockner Challenge


Angefangen hat alles – wie jede gute Geschichte – mit einer Wette.

Juli 2022. Gerade hat erstmals ein Elektro-LKW die Großglockner-Hochalpenstraße überquert und den anspruchsvollen Leistungstest „mit Bravour gemeistert“, wie die Betreiber stolz mitteilen. Utz-Jens Beister, beim technischen Entwickler IAV für Nutzfahrzeuge zuständig, gratuliert im beruflichen Netzwerk Linkedin.

„Und, challenge accepted für den Elcty?“, fragt ein Kollege – der Autor dieser Zeilen – ihn per Kommentar. Utz schlägt ein: Die Wette gilt.

Der „Elcty“, das ist eine Entwicklung von IAV: ein Teilesatz zur Umrüstung von Dieselbussen auf Elektroantrieb, erprobt in einem Doppeldecker von MAN aus den neunziger Jahren, wie er heute häufig für Stadtrundfahrten eingesetzt wird.

Ins Gebirge schafft es so ein Traditionsbus eher selten. Unserer fährt hauptsächlich in Berlin. Umso größer der Reiz, die Technik in dem ungewohnten Terrain zu erproben. Ein „Härtetest“ sei der Großglockner, sagt Utz. Dann mal los.

Die Gelegenheit bietet sich anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA Mobility im September 2023 in München. Der Elcty ist dort als Shuttle zwischen Messe und City im Einsatz, als Cabrio bei schönstem Sonnenschein, von den Fahrgästen wegen seiner knallpinken Farbe „Barbie-Bus“ genannt.

Von München zum Großglockner sind es nur etwas mehr als 200 Kilometer. Keine Ausreden also.

Das Team hinter dem Star

In Zell am See, gleich um die Ecke vom höchsten Berg Österreichs, versammelt sich eine bunte Truppe. Neben Utz gehören dazu:

  • Reiner Zern, Techniker im Materiallabor von IAV und Bus-Enthusiast, der den Doppeldecker souverän steuert; Reiners Muttersprache: Berliner Schnauze.
  • Oliver Kreye, Elektro-Antriebsexperte für Nutzfahrzeuge bei IAV und erfahrener Autotester, dessen Anekdoten abends nach dem Essen gern mit so etwas wie „1996 in Südafrika…“ beginnen und davon handeln, wie er seine zwei Meter zehn damals in einen der zu testenden Rennschlitten falten musste.
  • Mitgebracht hat er seinen Werkstudenten Cornelius Dietrich.
  • Dazu Giorgi Kobaidze, Werkstudent im Kommunikationsteam von IAV und gelernter Filmemacher, der die Fahrt des Elcty mit der Kamera begleiten soll und dafür eine rappelvolle Wundertüte technischer Hilfsmittel mitgebracht hat.
  • Und schließlich der Autor dieser Zeilen, bei IAV verantwortlich für die externe Kommunikation und ansonsten begeisterter Radfahrer, der die Gelegenheit nutzt und am Tag vor der Bus-Challenge die Strecke auf den Großglockner mit dem Rennrad erkundet.

Strecken-Check per Rennrad

Mit dem Sonnenaufgang geht es los, um die Straße nicht mit zu vielen Autos und Motorrädern teilen zu müssen. Die Rechnung geht auf, dazu scheint die Sonne und lässt das großartige Panorama von seiner schönsten Seite erstrahlen. Zeit genug zum Gucken bleibt ja bei der durchaus fordernden Auffahrt.

Immerhin kommt Utz zwischendurch mit seinem eigenen Auto (natürlich elektrisch) vorbei, füllt die Wasserflasche auf und spendiert aufmunternde Worte.

Ein paar Stunden und gut 1.800 Höhenmeter später belohnt der traumhafte Blick von der Edelweißspitze für alle Anstrengungen. Und im Kopf ist schon ein kleines Drehbuch für den Film entstanden.

Dafür wird die Strecke am Nachmittag noch einmal abgefahren, diesmal mit dem gemieteten Cabrio, aus dem heraus Giorgi à la „Alarm für Cobra 11“ filmen soll. Wir gucken uns die Punkte aus, an denen wir am nächsten Tag unsere Kamera aufbauen können, um die Auffahrt des Busses gut zu dokumentieren.

Eine weitere Kamera befestigen wir auf dem Heckspoiler des Mietwagens (was uns später noch ziemlich Kopfzerbrechen bereiten soll, weil der Kleber erstmal nicht wieder abgeht und wir verschiedene Optionen erwägen: den Wagen mit Kamerahalterung abgeben – „die muss uns jemand draufgeklebt haben“ –, den Spoiler abmontieren – „da war noch was dran?“ – und einiges mehr; schließlich findet Giorgi tief im Internet die Lösung und hebelt das Teil fachgerecht und ohne Schäden ab).

„Mission accomplished“

Von aller Aufregung unbeeindruckt startet der Bus am nächsten Morgen gelassen in seine Herausforderung. Reiner, der zunächst noch „Bedenken“ hat, „wie es so den Berg hochgehen soll“, staunt über die lässige Kraft, mit der unser massiger Doppeldecker die steilen Stücke bewältigt. Und die E-Biker, die er überholt, staunen, dass das wirklich ein E-Auto sein soll.

Der Elcty jedenfalls fährt perfekt nach Drehbuch über die anspruchsvolle Strecke und hat oben alle Erwartungen übertroffen. Selbst die Batterie hat noch Saft. Und die Hochalpenstraße bietet sogar einen kurzen Tankstopp in malerischer Kulisse.

Während der Mittagspause – natürlich Kaiserschmarrn – checkt Olli die Technik und ist sehr zufrieden. Utz als Projektleiter auch: „Mission accomplished!“

Uns bleibt nur noch, zur Erinnerung an die erfolgreich gemeisterte Challenge ein Teamfoto auf dem Berg zu machen – stellvertretend für die vielen Kolleginnen und Kollegen bei IAV, die an der Entwicklung Elcty mitgearbeitet haben.

Es ist wie immer: Hinter jedem Star und seinem Erfolg steht ein Team. Und fürs Foto steht diesmal sogar ein Teil des Teams davor.

von links nach rechts: Cornelius Dietrich, Oliver Kreye, Giorgi Kobaidze, Utz-Jens Beister, Reiner Zern, Ivo Banek

Wie funktioniert der Elcty?

Everything you need to know: Technology, installation, funding.

E-Antriebsumbaukasten
Leon Kopplow
Elcty Grossglockner

Ausgezeichnet

And the winner is… Der Elcty bekommt einen Nachhaltigkeitspreis.

Sustainability Award in Automotive

Mobilität der Zukunft

From electric drives to hydrogen, from test benches to go to digital twins: IAV’s magazine “forward”.

Von E-Antrieb bis Wasserstoff
forward Elcty DE