#IAV40

Wetten, dass... ein Golf Handstand machen kann?

Am 22. Februar 1992 findet in der Samstagabend-Spielshow „Wetten, dass..?“ eine unglaubliche Wette statt – der Stuntman Johann Redl behauptet, dass er mit einem Golf 3 Diesel an einem Reck Salto und Handstand machen könne – ohne, dass der Motor Schaden nähme. Und der Österreicher behält recht. Möglich gemacht hat das IAV. Projektleiter dieser Geheimaktion war Michael Znamiec, heute Standortleiter in Gifhorn. Im Rahmen von #IAV40 reist er gedanklich noch einmal zurück.

Es ist das Jahresende 1991. Volkswagen beauftragt IAV, einen Golf 3 so umzubauen, dass er – äußerlich unverändert – eine Reckübung turnen kann. Es ist zeitlich denkbar knapp: Innerhalb von nur zehn Tagen müssen ein Konzept erstellt, die Teile besorgt, das Auto umgebaut und schließlich nach Österreich gebracht werden. Denn bevor Redl im Februar 1992 bei „Wetten, dass..?“ in Emden auftreten darf, muss am 8. Januar noch eine Vorführung beim für Österreich verantwortlichen ORF stattfinden. „Bis dahin gab’s einige schlaflose Nächte“, verrät Michael Znamiec und fügt hinzu: „Volkswagen war ein enorm starker Partner in dem Projekt, ohne den es nicht möglich gewesen wäre.“ 

Doch was braucht es überhaupt, damit ein Golf am Reck Salti turnen und einen Handstand machen kann? Jedenfalls keinen anderen Motor und kein anderes Getriebe. „Da reichte der einfache Wirbelkammer-Diesel“, erklärt Michael Znamiec. „Es war ja nur ein Impuls zur richtigen Zeit nötig, um das Auto hoch zu pendeln. Einzig ein Diesel musste es sein, da ein Otto wegen des Vergasers nicht in allen Lagen funktioniert hätte.“ Egal, ob über Kopf, in Normal- oder Schräglage – der Motor musste immer laufen. Ein schwieriges Unterfangen. „Öl und Kraftstoff haben die natürliche Eigenschaft, immer nach unten zu fließen. Wenn das Auto auf dem Kopf steht, ist das denkbar ungünstig“, so der damalige Projektleiter.  

Das Motorölproblem wird mit einer Trockensumpfschmierung mit gleich zwei Hydraulikpumpen aus dem Landmaschinenhandel gelöst. Und als Kraftstofftank wird ein Zylinder eingesetzt, mit einem Schlauch, der im Zylinder automatisch immer nach unten fällt. „Beide Lösungen haben wir uns aus dem Kunstflug abgeguckt“, so Michael Znamiec. Und weil wohldosiertes Gasgeben per Fuß über Kopf schwierig ist, rüstet die IAV-Werkstatt den Golf auf einen Handgas-Hebel wie beim Motorrad um.  

Nicht serienmäßig ist zudem die vordere Bremsanlage. „Eine Doppelzangenbremse aus dem Audi S8“, verrät Michael Znamiec. Die größte Bremse, die zu der Zeit im Volkswagenkonzern verwendet wird. Und die ist nötig, schließlich wirken beim Turnen am Reck unglaubliche Drehmomente, die zu bewältigen sind. Um die zu bremsende Masse möglichst gering zu halten, wird alles aus dem Golf entfernt, was nicht benötigt wird.

Die Generalprobe in Österreich gelingt mit Bravour. Und so heißt es am 22. Februar 1992 live im ZDF: „Top, die Wette gilt!“ Auch der Liveauftritt wird zum Erfolg, Johann Redl schafft sowohl die Salti als auch den Handstand.

Michael Znamiec blickt stolz auf diesen Erfolg zurück: „Eine absolute Teamleistung von IAV.“ – Wetten, dass.. ?!

Team
Das Team, das den Golf Handstand machen ließ