IAV testet Fahrfunktionen von morgen auf Flugplatz

Keineswegs abgehoben

Testgelände erfreuen sich in der Automobilindustrie einer hohen Nachfrage. Zusätzlich steigt die Komplexität der im Fahrzeug eingesetzten Systeme und Funktionen und damit der zur Freigabe und Absicherung erforderliche Testbedarf. Darum betreibt auch IAV eine Prüfanlage auf einem angemieteten Gelände. Rund 45 Kilometer von Chemnitz entfernt bietet ein Flugplatz alles, was man für Applikation, Homologation und umfassende Tests zur Bewertung der aktiven Fahrzeugsicherheit (NCAP) braucht.

In Kundengesprächen hört Sebastian Schau immer wieder das Gleiche: „Die Prüfgelände der OEMs und deren Ausrüstung sind regelmäßig ausgebucht, Alternativen dringend gesucht“, berichtet der Abteilungsleiter AD Sensorsets & Vehicle Validation. „Darum haben wir uns entschlossen, eine eigene Anlage zu betreiben, die völlig autark ist und auf der wir zum Beispiel alle Tests nach NCAP -Maßstäben 2020 durchführen können.“ Im Rahmen des „New Car Assessment Pro­grammes“ (NCAP) werden Systeme der aktiven Sicherheit im Fahrzeug getestet. Dazu gehört unter anderem der aktive Insass:innen – und Fußgänger:innenschutz. Die Testergebnisse dienen Käufer:innen als Orientierungshilfe, um sich schnell und umfassend über die Fahrzeugsicherheit eines Autos zu informieren.

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Möglich ist das Testing auf dem ehemaligen Militärflughafen Altenburg, zwischen Leipzig und Chemnitz gelegen. 1913 wurde das Areal eröffnet und gehört damit zu den ältesten Flugplätzen Deutschlands. Mehr als hundert Jahre später stehen dort diverse Beton- und Asphaltbahnen mit bis zu 2.400 Meter Länge für vielfältige Tests bereit. Ein sichtgeschützter Bereich erlaubt auch Untersuchungen an Prototypen.

Zur Infrastruktur vor Ort gehören, neben prototypensicheren Abstellmöglichkeiten und einem Konferenzraum, Target- und Transportfahrzeuge, Anhänger für Prototypen, Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge, Fußgänger:innen-Anlagen, eine UFO-Plattform (Ultra-Flat Overrunable Robot Platform) zum Bewegen von Crash-­Targets mit einer Geschwindigkeit bis zu 100 Kilometer pro Stunde, verschiedene Dummys (Fahrzeuge, Fußgänger:innen, Fahrradfahrende), Lenk -, Gas – und Bremsroboter sowie eine ENCAP-­konforme Lichtanlage für Nachttests. Eine dGPS -Anlage garantiert eine Positionsgenauigkeit von zwei Zentimetern. Hinzu kommt eine vollautomatische Toolkette, mit der das erfahrene Team aus Systementwi ­ckler:innen und Testingenieur:innen in Altenburg die Tests sehr effizient durchführen und auswerten kann.

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«Wir können in Altenburg die unterschiedlichsten Themen bearbeiten, von Homologation und NCAP über die Applikation im Projekt bis hin zur Durchführung sicherheitskritischer Testfälle – auch mithilfe virtueller Methoden.»

Sebastian Schau — Abteilungsleiter AD Sensorsets & Vehicle Validation bei IAV

„Außerdem sind wir mit unserem Prüfgelände und dem Equipment 24/7-fähig und bieten so nicht nur Turnkey -Projekte an, sondern decken auch Lastspitzen bei unseren Kunden ab.“ Waren es früher Flugzeuge der Typen Albatros und Fokker, sind es heute die Fahrfunktionen von morgen, die in Altenburg in den Testfahrzeugen ihre Runden drehen.

Der Artikel erschien in der automotion 03/2021, dem Automotive Engineering-Fachmagazin von IAV. Hier können Sie die automotion kostenfrei bestellen.

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