Maximaler Komfort bei minimalem Bedienaufwand

Neues IAV-Konzept sorgt für optimale Behaglichkeit – einfach, individuell und situationsbezogen

Was dem einen zu heiß ist, empfindet ein anderer gerade als angenehm. Und wenn einer sich über frische Luft freut, klagt ein anderer über den unangenehmen Zug. Eindeutig ist: Behaglichkeit ist etwas höchst Individuelles und hängt zudem noch von der Tagesform des Menschen ab. Höchste Zeit also, sich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigten und neue Lösungen zu entwickeln – etwa ein neues Bedienkonzept für die Klimaanlage und eine innovative Komfortregelung, die lernfähig ist und auch nach einem Fahrzeugwechsel zur Verfügung steht.

Heute berücksichtigt die Klimaregelung ausschließlich die mittlere Innenraumtemperatur, die aber nur einer von mehreren Faktoren für die Beurteilung der Behaglichkeit ist. „Daneben spielen auch die Luftfeuchte und -geschwindigkeit sowie die Aktivität und Bekleidung des Menschen eine wichtige Rolle“, erklärt Dr. Christine Junior, Fachreferentin für thermodynamische Systeme bei IAV. „Darum brauchen wir eine Klimaregelung, die diese Parameter berücksichtigt, wenn wir den thermischen Komfort der Fahrzeuginsassen spürbar verbessern wollen.“

IAV arbeitet an einem neuen Ansatz für die Klimaregelung, der neben der Temperatur auch diese anderen Faktoren berücksichtigt. Zu ihm gehört eine neue Nutzerschnittstelle: „Derzeit ist die Klimabedienung wegen der vielen Hard- und Softkeys und der diversen Einstellmöglichkeiten für die Kunden nicht in jedem Fall intuitiv zu bedienen“, sagt Jan Ackermann, Fachbereichsleiter Energie und Konzepte bei IAV. „Sie können sich ihre Komfortwünsche unter Umständen nur durch eine Vielzahl von Bedienschritten erfüllen – wenn überhaupt.“

Übliche Bedienphilosophie auf den Kopf gestellt

Um diesen Aufwand zu verringern und Fehleingaben weitgehend auszuschließen, setzt IAV auf ein grundlegend anderes Bedienkonzept, das kein Verständnis der Klimaanlage mehr voraussetzt und weniger Benutzereingaben erfordert: Statt viele Knöpfe zu drücken, muss der Fahrer mit einem Finger nur noch ein symbolisiertes Gesicht auf dem Touchscreen des Infotainmentsystems verschieben, um der Klimaanlage sein aktuelles Empfinden mitzuteilen – zum Beispiel nach oben, wenn es ihm zu heiß, oder nach rechts, wenn es ihm zu zugig ist. Je weiter er es vom Mittelpunkt wegschiebt, desto unglücklicher sieht das Emoticon aus – der Abstand vom Zentrum ist das Maß für die Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation.

Der Nutzer kann dem intuitiv zu bedienenden System sogar mitteilen, auf welche Körperregion (Kopf, Oberkörper oder Beine) sich die Eingabe bezieht. Damit wird die heute übliche Bedienphilosophie auf den Kopf gestellt: Der Mensch teilt der Klimaanlage nicht mehr den gewünschten Sollzustand mit, sondern beschreibt einfach seinen eigenen Istzustand. Aufgabe der Regelung ist es dann, über die Temperatur und die Strömungsgeschwindigkeit an den einzelnen Lufteinlässen für mehr Behaglichkeit zu sorgen.

Lernfähiges, portables System

Dabei soll sich die Regelung immer besser auf den individuellen Passagier im Fahrzeug einstellen. „In der Lernphase muss der Nutzer dem System über die neue Benutzerschnittstelle mitteilen, wie er sich gerade fühlt“, so Dr. Junior. „Später hat es gelernt, was der Mensch möchte, und kann sich automatisch darauf einstellen. Dieses individuelle Profil kann man zum Beispiel auf einem Smartphone abspeichern, sodass es auch nach einem Fahrzeugwechsel sofort zur Verfügung steht.“

Damit sind die Möglichkeiten der neuen Klimaregelung aber noch nicht ausgeschöpft. Sie soll neben den individuellen Vorlieben auch Informationen aus anderen Bereichen berücksichtigen – etwa den Terminkalender in der Cloud, um sich auf das Wetter am Zielort einzustellen. Selbst die Tagesform des Menschen bleibt ihr nicht verborgen: Das System verfolgt sein Aktivitätsniveau (über die Fahrzeugeingriffe oder Wearables), erkennt sogar, ob er dicke oder dünne Kleidung trägt, und berücksichtig das bei der Regelung der Behaglichkeit. All das individuell für bis zu vier Klimazonen pro Fahrzeug.

Höhere Kundenzufriedenheit durch optimierte Behaglichkeit

„In der Fahrzeugklimatisierung gewinnt der thermische Komfort der Insassen immer stärker an Bedeutung“, fasst Ackermann zusammen. „Unser neues Bedienkonzept und die Regelung auf Basis eines berechneten thermischen Komforts haben den Vorteil, dass die vorhandenen klimatechnischen Aktuatoren gezielter angesteuert werden können und die Regelung zuverlässiger für thermische Behaglichkeit sorgen kann als eine konventionelle Temperaturregelung. Dadurch muss der Nutzer die Klimaregelung im besten Fall zu keinem Zeitpunkt mehr anfassen, was im Endeffekt zu einer höheren Kundenzufriedenheit führt.“

Einen Demonstrator mit dem neuen Klimabedienteil hat IAV auf der ETA-Tagung im Dezember 2016 in Berlin gezeigt. Derzeit entsteht ein Showcar mit der neuen Klimaregelung, das auf der Consumer Electronics Show (CES) Anfang 2018 in Las Vegas zu sehen sein wird.

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