Kein Weg ist zu weit

Kein Weg ist zu weit für gute Ausbildung. Unter diesem Motto reisten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr aus Bitburg in der Eifel ins 505 Kilometer entfernte Gifhorn in Niedersachsen. Auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Niederzier- Ellen machten sich samt ihrem Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) 10 auf die 399 Kilometer weite Reise nach Gifhorn.

Pünktlich am Samstag den 16.10.2021 um 08:00 Uhr startete die Premiere des Rettungskräfte- Trainings auf der Crash- Anlage der IAV Fahrzeugsicherheit GmbH. Nicht ganz so weit hatten es die beiden Notfallsanitäter Sotirius Ntouskos und Lasse Eggeling vom Deutschen Roten Kreuz aus Gifhorn. Sie kamen mit einem Rettungswagen zum Training.
Im Rahmen der Begrüßung wurde den Teilnehmern die Leistungsfähigkeit der Gifhorner Crash- Anlage vorgestellt.

Der erste Ausbildungsblock war die Station „Technische Hilfeleistung nach Verkehrsunfall mit einem Hochvoltfahrzeug“. Hier lernten die Teilnehmer die besonderen Gefahren der neuen Elektroautos, besonders im Bereich der Hochvolt- Baugruppen kennen. Dazu konnten die Teilnehmer an den beiden konzerneigenen Ausbildungsfahrzeugen VW ID.3 und ID.4 die Standardeinsatzregel AUTO in der praktischen Anwendung, einschließlich der Nutzung der Rettungskarte zur Sicherung und Abschaltung des Hochvoltfahrzeuges, praktisch üben.

Mit dem Wissen über die Forschung der modernen Fahrzeugsicherheit, Insassen- und Fußgängerschutz gespickt, verfolgten die Teilnehmer im Anschluss den ersten Live-Crash.

Praktische Ausbildung

Der Seitencrash eines Kleinwagens mit einer Geschwindigkeit von 50 Km/h gegen den 100 Tonnen Crashblock, ein typischer „Innerortsunfall“. Die drei Insassen des Kleinfahrzeuges, dargestellt durch drei 80 Kg Dummys, waren im Front- und Seitenbereich des Pkw eingeklemmt. Der teilnehmende Notfallsanitäter Sotirius Ntouskos stellte anhand der Filmsequenzen des Live Crashs die möglichen Verletzungsmuster der Insassen vor.

Danach begann die erste Einsatzlage „Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person“ kurz VUEP, die von der FF Bitburg/ Eifel abgearbeitet wurde. Zuerst erkundete der Bitburger Gruppenführer Mirko Werkmeister die Lage und gab seine Einsatzbefehle gemäß der SIEGER- Regel an die eingesetzten Trupps. Nachdem das Fahrzeug gesichert und stabilisiert war, konnten die beiden Notfallsanitäter mit der rettungsdienstlichen Versorgung der drei Insassen beginnen. Danach ging es für die eingesetzten Feuerwehrmitglieder ans „Entklemmen und Befreien“ der drei Personen, bevor sie dann dem Rettungsdienst übergeben werden konnten.

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Einsatzübung unter realen Bedingungen

Nach dem Mittagessen stellte Thomas Zimmermann (Fa. Zimmermann) in seiner typischen rheinisch- berlinerischen Art das von seiner Firma entwickelte Messgerät P2 vor, mit dem sich herausfinden lässt, ob nach der Beschädigung des Hochvoltsystems das Elektrofahrzeug unter Spannung steht. Das Warngerät signalisiert sowohl optisch als auch akustisch den Einsatzkräften, ob sie gefahrlos arbeiten können oder Vorsicht geboten ist. Der Spannungswarner P2 erkennt gefährliche Spannungen von 25 bis 1.000 Volt (AC oder DC).

Danach erfolgte als Höhepunkt der Ausbildung der zweite Crash. Diesmal wurde ein Pkw mit 80 km/h frontal gegen einen Pfahl gefahren. Dieser Test ist vergleichbar mit einem Aufprall gegen einen Baum auf einer typischen deutschen Landstraße. Derselbe Ablauf wie beim ersten „Unfall“ begann: Ein Warnton ertönt, das orangene Blinklicht leuchtet, ein Surren und der dumpfe Knall folgen. Die Wucht des Aufpralls ist heftig.

Auch hier war das Fahrzeug mit drei Insassen besetzt, auch sie erleiden aufgrund des starken Aufpralls Polytraumen und sind im Bein- und Beckenbereich stark eingeklemmt. Die Karosserie ist stark verformt, Betriebsmittel laufen aus.

Diese Einsatzlage „Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person“ wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Niederzier- Ellen, in Zusammenarbeit mit der Rettungswagenbesatzung des DRK Gifhorn, fachmännisch abgearbeitet. Der Wehrführer Thorsten Nußbaum persönlich übernahm die Einsatzleitung und setzte die Fahrzeugbesatzung und das Hilfelöschfahrzeug gekonnt ein, um im Rahmen der Golden Hour of Shock die Insassen patientenschonend zu retten und der weiteren medizinischen Behandlung zuführen zu können. Hierzu setzte er sämtliches auf dem HLF 10 verlastete Hilfeleistungsgerät ein.

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Nach Übungsende wurden alle Tätigkeiten im gemeinsamen Rahmen von Ausbildern und Teilnehmern ausgewertet und mögliche zukünftige Ausbildungsschwerpunkte ermittelt. Als Fazit lässt sich eine gute Handlungssicherheit und (feuerwehr-) handwerkliches Können beider teilnehmenden Wehren sowie der Rettungswagenbesatzung für zukünftige Einsätze feststellen. Am späten Nachmittag neigte sich das Teamtraining dem Ende zu. Zwei Crashs und drei Präsentationen haben sie im Laufe des Tages durchlaufen und dabei viel erfahren und ausprobiert.