Training, das Leben rettet

Auf Einladung der IAV Fahrzeugsicherheit GmbH trafen sich am 24.04.2021 die 19 Mitglieder der LUKAS RESCUE LEAGUE (LRL) auf der Crashanlage in Großmehring zu einem gemeinsamen Teamtraining, unter Einhaltung eines geltenden Hygienekonzepts. Das Trainerteam besteht aus einem Netzwerk von zwölf Ausbildungsstützpunkten, die sich von der Ostseeküste über das Ruhrgebiet und Franken bis nach Wien in Österreich erstreckt.

Zum Auftakt des Teamtrainings präsentierte IAV-S Versuchsingenieur Erik Pechthold die im Jahr 2016 gebaute Crashanlage. Mit dem Wissen über die Forschung der modernen Fahrzeugsicherheit, Insassen- und Fußgängerschutz gespickt, verfolgten die Teilnehmer im Anschluss den ersten LIVE CRASH. Der Frontalcrash eines Kleinwagens mit einer Geschwindigkeit von 55Km/h gegen den 100 Tonnen Crashblock, ein typischer „Innerortsunfall“. Die beiden Insassen des Kleinfahrzeuges, dargestellt durch zwei 80 Kg Dummys, waren im Frontbereich des Pkw eingeklemmt. Echte Menschen hätten in dieser Situation Politraumen erlitten, also mindestens eine oder mehrere lebensbedrohliche Verletzungen.

Der Patient steht im Mittelpunkt

Nun schlug die Stunde der ersten Gruppe der LRL- Trainer. Nachdem der Gruppenführer die Lage erkundet hatte, gab er seine Einsatzbefehle gemäß der SIEGER-Regel, die den Ablauf einer vollständigen Rettung der Insassen aus einem Unfallfahrzeug beschriebt, an die eingesetzten Trupps. Nachdem das Fahrzeug gesichert und stabilisiert ist und der innere Retter mit der rettungsdienstlichen Versorgung der beiden Insassen begonnen hat, geht es ans Entklemmen und Befreien der beiden Personen, bevor sie dann dem Rettungsdienst übergeben werden können. die Teilnehmer bewiesen ihr Fachwissen und ihre Erfahrung in gekonnt, ruhiger Art und ermöglichten dadurch eine schnelle Zuführung der Verletzten zur weiteren klinischen Behandlung.

Rettungskräftetraining IAV-S
Rettungskräftetraining IAV-S
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Im Anschluss ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter zu der Station „Technische Hilfeleistung nach Verkehrsunfall mit einem Hochvoltfahrzeug“. Andreas Kleindienst brachtet ihnen dort die spezifischen Eigenheiten der neuen Elektroautos näher, besonders im Bereich der Hochvolt- Baugruppen. Als Vorführfahrzeug diente ein VW ID.3. Hierbei wurde die Standarteinsatzregel AUTO, die den Umgang mit verunfallten Fahrzeugen mit alternativer Antriebstechnologie definiert, erläutert und in der praktischen Anwendung, einschließlich der Nutzung der Rettungskarte zur Sicherung und Abschaltung des Hochvoltfahrzeuges, nähergebracht.

Nach dem Mittagessen stellte Thomas Zimmermann (Fa. Zimmermann) ein von seiner Firma entwickeltes Messgerät vor, mit dem sich herausfinden lässt, ob das Unfallfahrzeug nach der Beschädigung des Hochvoltsystems unter Spannung steht. Das Warngerät signalisiert sowohl optisch, als auch akustisch den Einsatzkräften, ob sie gefahrlos arbeiten können oder Vorsicht geboten ist. Der Spannungswarner P2 erkennt gefährliche Spannungen von 25 bis 1.000 Volt (AC oder DC).

Danach erfolgte als Höhepunkt der Ausbildung der zweite Crash. Diesmal wurde ein Pkw mit 80 km/h gegen einen Pfahl gefahren. Dieser Test ist vergleichbar mit einem Aufprall gegen einen Baum auf einer Allee/ Landstraße. Derselbe Ablauf wie beim ersten „Unfall“ begann: Ein Warnton ertönt, das orangene Blinklicht leuchtet, ein Surren und der dumpfe Knall folgen. Die Wucht des Aufpralls ist so heftig, dass das Fahrzeug zur Seite wegfliegt und in den seitlich aufgestellten Jersey- Barrieren hängen bleibt. Eine Jersey-Barriere ist eine modulare Beton- oder Kunststoffbarriere, die zur Trennung von Fahrspuren des Verkehrs, häufig auf Autobahnen eingesetzt wird. Auch hier ist das Fahrzeug mit zwei Insassen besetzt, wobei eine Person diesmal auf der Rückbank Platz genommen hatte. Auch in diesem Fall hätten lebende Insassen aufgrund des starken Aufpralls Polytraumen erlitten und sind im Bein- und Beckenbereich stark eingeklemmt. Die Karosserie ist stark verformt, Betriebsmittel laufen aus.
Nun war die Norddeutsche Hälfte der LUKAS RESCUE LEAGUE gefordert. Unter den kritischen Augen der ersten Gruppe sind sie in der Unfallrettung am Start. Durch die erfahrenden Einsatzkräfte wurde die Lage zügig und sicher abgearbeitet.

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Nach knapp neun Stunden neigte sich das Teamtraining dem Ende zu. Die Teilnehmenden wirkten sehr zufrieden. Zwei Crashs und drei Präsentationen haben sie an diesem Tag durchlaufen und sind bereit für den nächsten „echten“ Einsatz.